Die Diagnose Krebs ist meist ein Schock, auch wegen der Angst vor einer Chemotherapie. Gefürchtet sind vor allem die Infusionen und ihre Nebenwirkungen. Bei fast allen Krebsarten ist aber auch eine Krebstherapie zu Hause mit Tabletten oder Kapseln möglich. Wenn ein Erkrankter Tabletten oder Kapseln gegen Krebs schluckt, spricht man von einer „oralen Antitumortherapie“.
Diese Therapieform trägt dazu bei, dass Patienten die Therapie leichter mit ihrem Alltag in Einklang bringen können: Die zeitaufwändigen Termine für die Infusionen entfallen, Tabletten sind schnell geschluckt – und sie wirken harmlos. Aber auch die orale Tumortherapie beruht auf hochwirksamen Medikamenten, die Nebenwirkungen haben können. Damit die Therapie gelingt, stehen den Betroffenen neben den Onkologen die Apotheker als Ansprechpartner zur Seite.
Die Unterstützung durch die Apotheke
Apotheker geben Medikamente ab und beraten Patienten zu ihren Arzneimitteln. Sie verfügen zudem über ein umfassendes Wissen, um auch bei Krebserkrankungen Tipps zu geben und Fragen zu beantworten. Die „pharmazeutische Betreuung bei oraler Antitumortherapie“ ist ein spezielles Angebot, das Patienten in vielen Apotheken als Kassenleistung in Anspruch nehmen können, wenn sie Tabletten oder Kapseln gegen eine Krebserkrankung verordnet bekommen haben. Die Betreuung umfasst eine ausführliche Medikationsberatung an zwei Gesprächsterminen und eine Nachbesprechung zwei Monate später. Das Ziel ist, den Patienten bei der richtigen Durchführung seiner Therapie zu unterstützen, damit sie zum Erfolg führt.
Betreuung ab Therapiebeginn
Nach dem Beginn einer oralen Antitumortherapie kann die pharmazeutische Betreuung binnen des ersten halben Jahres einmalig auf Kosten der Krankenkasse wahrgenommen werden. Ändert sich die Antitumortherapie, so dass andere Medikamente verordnet werden, besteht erneut Anspruch auf die pharmazeutische Betreuung in der Apotheke. In beiden Fällen wird zwei Monate nach dem ersten Betreuungsschritt ein Folgetermin zur Besprechung und Klärung weiterer Fragen vereinbart. Krebspatienten sollten in ihrer Apotheke nachfragen, ob diese Dienstleistung angeboten wird, und mit dem zuständigen Apotheker einen Termin für die Medikationsberatung vereinbaren.
Apotheker erfassen die individuelle Situation
Für die ausführlichen Gespräche bei der Medikationsberatung schaffen die Apotheker einen diskreten Rahmen. Sie haben zahlreiche Fragen an den Patienten. Zunächst geht es um den Überblick, welche Medikamente er nimmt. Dabei wird nicht nur die Antitumortherapie erfasst, sondern jedes einzelne Arzneimittel, das der Betroffene einnimmt. Auch Präparate mit Mineralien, Vitaminen oder aus Pflanzen werden berücksichtigt. Ein wichtiger Punkt ist die Frage, was dem Patienten wichtig ist und was ihn beschäftigt. Der Apotheker fragt auch, wann der Patient die Medikamente einnimmt, wie er damit zurechtkommt und wie er sie aufbewahrt.
Ein gemeinsamer Plan
Die vielen Fragen geben dem Patienten die Möglichkeit, seine Erfahrungen zu schildern. Gemeinsam mit dem Patienten möchte der Apotheker sicherstellen, dass die Medikamente regelmäßig, zur richtigen Zeit, im richtigen Abstand zu Mahlzeiten und anderen Arzneimitteln und in der richtigen Dosierung eingenommen werden. So entwickelt der Apotheker zusammen mit dem Patienten einen Plan, der es ihm möglichst einfach machen soll, die Therapie einzuhalten. Der Apotheker gibt zudem wichtige Hinweise zu Maßnahmen, die Nebenwirkungen vermeiden helfen. Er informiert darüber, was zu tun ist, wenn doch Beschwerden auftreten oder wenn nachträglich bemerkt wird, dass eine Tablette vergessen wurde. Zudem erklärt er Besonderheiten, die unter der Krebstherapie beachtet werden müssen, z.B. ob Sonnenbäder ein Problem darstellen können oder ob auf bestimmte Nahrungsmittel oder Präparate in der Selbstmedikation verzichtet werden sollte.
Checken, wie es läuft
Zwei Monate später kann in einem Folgetermin gemeinsam überprüft werden, wie die Antitumortherapie läuft. Vielleicht sind nach dem ersten Termin neue Fragen aufgetaucht, oder ein Aspekt der Therapie bereitet Schwierigkeiten. Im offenen Austausch mit dem Apotheker kann dieser dem Patienten weitere Empfehlungen geben und Probleme lösen.
Einige Tipps für Krebspatienten
- Erstellen Sie einen Plan, in dem Sie für jedes Medikament notieren, wann es eingenommen werden muss – oder fragen Sie, ob ein solcher Plan für Sie in der Apotheke erstellt werden kann.
- Besprechen Sie Ihre Ernährung in der Apotheke. Fettes Essen, Zitrusfrüchte, Nahrungsergänzungsmittel und Johanniskraut beeinflussen die Wirkung vieler Krebsmedikamente.
- Erkundigen Sie sich in der Apotheke, was Sie vorbeugend gegen Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall tun sollten.
- Wenn Nebenwirkungen auftreten, kann eine Begleitmedikation in vielen Fällen Linderung
- Gegen Nebenwirkungen auf der Haut, wie Blasen oder Juckreiz, gibt es Cremes in der Apotheke und Hinweise, welche sich wann eignen.
- Außerdem ist es wichtig, die Haut vor Sonneneinstrahlung zu schützen. Lange Kleidung und Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor helfen dabei.
- Seien Sie sanft zu Ihrer Haut und verzichten Sie auf zu heißes Duschen und Baden, Peelings und die Nassrasur.
Weitere pharmazeutische Dienstleistungen
Neben der pharmazeutischen Betreuung bei oraler Antitumortherapie gibt es vier weitere pharmazeutische Dienstleistungen, die Betroffene unter bestimmten Voraussetzungen in der Apotheke in Anspruch nehmen können:
- Die Medikationsberatung bei Polymedikation, also wenn Patienten fünf oder mehr Arzneimittel verordnet bekommen haben.
- Die Risikoerfassung bei Bluthochdruck für Patienten, die ein blutdrucksenkendes Medikament verordnet bekommen haben.
- Die Inhalationsschulung für Patienten ab sechs Jahren, die einen Inhalator verordnet bekommen haben.
- Die Medikationsberatung nach einer Organtransplantation.