Medikamente

Medikamentengabe bei Kindern

Medikamentengabe bei Kindern. Ein krankes Kind.

Foto: Andrea Piacquadio pexels.com

Die Medikamentengabe bei Kindern kann für Eltern eine Herausforderung darstellen. Wir geben Ihnen wertvolle Tipps zur Medikamentengabe bei Kindern, damit Sie sicherstellen können, dass Ihr Kind die benötigte Medikation tatsächlich aufnimmt und schnell wieder gesund wird.

Zunächst einmal ist entscheidend, dass Kinder ausschließlich für sie zugelassene Arzneien in der für sie passenden Wirkstoffdosierung bekommen. Der kindliche Organismus ist sehr empfindlich und die falschen Medikamente oder Dosierungen können lebenswichtige Organe wie Gehirn oder Leber schädigen. Dies gilt auch für verschreibungsfreie Medikamente wie z.B. das Schmerzmittel Acetylsalicylsäure, auch ASS genannt, das für Kinder unter 12 Jahren gefährlich ist. Ein Medikament gegen Schmerzen und Fieber, das auch für Kinder gut geeignet ist, ist Paracetamol. Wichtig ist hier jedoch die richtige Dosierung, da sonst Leberschäden drohen.

Hilfsmittel aus der Apotheke

Um Eltern die Arzneimitteltherapie ihres Kindes zu erleichtern, bietet die Apotheke vor Ort Applikationshilfen an. Für Säuglinge gibt es praktische Medikamentenschnuller und für etwas ältere Kinder verschiedene Arten von Dosierspritzen und Sauglöffeln.

Lebensmittel und Wechselwirkungen

Medikamente ins Essen mischen – oft keine gute Idee

Sind Kinder krank, ist es gar nicht so einfach, ihnen ein Medikament zu verabreichen. Die Medizin hat einen unangenehmen Geschmack oder Geruch und ist oft schwer zu schlucken. Viele Eltern behelfen sich, in dem sie die Arzneimittel dem Milchfläschchen oder Essen beimischen. Das ist die schlechteste Lösung, und zwar aus mehreren Gründen.

  • Reste: Es gibt keine Garantie, dass ein Säugling sein Fläschchen leer trinkt. Auch besteht die Gefahr, dass sich das Medikament am Boden der Flasche absetzt. Wer krank ist, hat meist weniger Appetit als sonst. Selbst von beliebten Speisen wie Pudding oder Quark bleibt dann vielleicht etwas übrig. Daher ist auf diese Art nicht gesichert, dass das Kind die gesamte Dosis des Medikaments einnimmt.
  • Wechselwirkungen: Einige Nahrungsmittel können die Wirkung bestimmter Arzneimittel beeinflussen. Zum Beispiel büßen Eisen- und Fluorpräparate sowie manche Antibiotika ihre Wirkung ein, wenn sie zusammen mit Milch oder Milchprodukten eingenommen werden.
  • Misstrauen: Mädchen und Jungs spüren, wenn man versucht, ihnen etwas zu verheimlichen, und werden misstrauisch. Wenn sie feststellen, dass ein Medikament ins Essen gemischt wurde, kann dies zur Ablehnung gegen diese Speise oder sogar gegen die Nahrungsaufnahme generell führen.

Ehrlichkeit gegenüber dem Kind

Kinder sind eher bereit zur Kooperation, wenn sie ernst genommen und respektiert werden. Als Eltern demonstrieren Sie Ihrem Kind, dass Sie es ernst nehmen, wenn Sie offen und ehrlich mit ihm sprechen. Erklären Sie Ihrem Sohn oder Ihrer Tochter auf altersgerechte Art, was sich durch das Medikament verbessert, wie beispielsweise: „Das Fieber wird weggehen, und du wirst dich besser fühlen.“ Falls das Arzneimittel doch zusammen mit der Nahrung verabreicht wird, weil es so leichter schluckbar ist, sollte dies den Kleinen vorher offen erklärt werden.

Kindgerechte Darreichungsformen

Kleinen Kindern fällt das Schlucken von Pillen oder Tabletten oft schwer. Zum Glück sind viele Arzneimittel in anderen Darreichungsformen erhältlich. Beispielsweise gibt es Medikamente gegen Fieber und Schmerzen als Zäpfchen oder Saft. Auch Antibiotika werden häufig in flüssiger Form verschrieben.

Ein Zäpfchen kann leicht eingeführt werden, wenn es vorher angefeuchtet wird und das Kind auf dem Rücken oder auf der Seite liegt und die Beine angewinkelt hat. Um zu verhindern, dass das Zäpfchen sofort wieder ausgeschieden wird, kann man den Finger einige Sekunden auf dem After lassen und dann die Pobacken eine halbe Minute lang zusammendrücken.

Augen, Ohren und Nase

Kinder empfinden die Verabreichung von Augen-, Ohren- oder Nasentropfen oft als eine Qual. Mit diesen Tipps klappt es besser:

  • Augentropfen fühlen sich am besten an, wenn sie Zimmertemperatur haben. Das Kind liegt auf dem Rücken, und eine Person hält den Kopf sanft fest, während eine andere Person die Augentropfen in das nach unten gezogene Unterlid tropft. Säuglinge kann man vorher in ein Tuch „pucken“, also so einwickeln, dass die Ärmchen sanft fixiert werden.
  • Ohrentropfen träufelt man in den Gehörgang, während das Kind auf der Seite liegt. Die Tropfen fühlen sich angenehm an, wenn sie Körpertemperatur haben. Dies erreicht man durch Anwärmen des Fläschchens in der Hand. Am besten bleibt das Kind nach der Anwendung einige Minuten auf der Seite liegen, bis sich die Tropfen gut im Gehörgang verteilt haben.
  • Nasentropfen verabreicht man dem Kind, wenn es auf dem Rücken liegt oder auf einem Stuhl sitzend den Kopf in den Nacken legt. Auch hier sollte das Kind eine Weile in der Position verharren, bis sich die Flüssigkeit in der Nase verteilt hat.

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Schlecht schmeckende Medikamente

Manche Arzneimittel müssen oral eingenommen, also geschluckt werden. Mag das Kind den Geschmack nicht, nützt es nichts, wenn Eltern behaupten, es sei lecker. Besser ist es, dem Kind die Notwendigkeit zu erklären. Übrigens schmecken Arzneisäfte, die vor der Einnahme im Kühlschrank gekühlt wurden, weniger intensiv. Bittere Tropfen schmecken besser auf einem Stück Zucker. Arzneisaft oder -tropfen kann man mit einer Pipette oder Spritze aus der Apotheke hinter die Backenzähne träufeln. So wird der Schluckreflex ausgelöst, bevor die Geschmackssensoren auf der Zunge mit dem Medikament in Berührung kommen. Bleibt doch ein ungeliebter Geschmack im Mund, kann darf das Kind gesüßten Tee bekommen. Oder es gibt zur Belohnung ein Bonbon.

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Wahlmöglichkeiten anbieten

Das Kind hat nicht die Möglichkeit, die Einnahme des Medikamentes abzulehnen. Aber über das Wann und Wie der Einnahme gibt es je nach Medikament einen gewissen Spielraum. Wenn ein Arzneimittel beispielsweise nach dem Abendessen eingenommen werden muss, kann das Kind festlegen, ob der Zeitpunkt vor oder nach dem Baden oder dem Vorlesen sein soll. Bei einem Arzneisaft könnte man das Kind wählen lassen, ob es ihn aus dem Dosierbecher trinken oder aus einer Plastikspritze saugen möchte. Solche Spritzen gibt es in der Apotheke vor Ort. Bei einer Tablette kann das Kind wählen, ob es sie mit Wasser oder Saft herunterspülen möchte. Dabei ist allerdings zu beachten, ob bei dem Arzneimittel eine Wechselwirkung mit dem Getränk zu erwarten ist. Zu Nahrungsmittel-Interaktionen von Medikamenten berät die Apotheke vor Ort.

Kinder mögen Routinen

Wie Erwachsene auch, sind Kinder „Gewohnheitstiere“. Sie mögen routinierte Abläufe im Alltag. Muss ein Arzneimittel im Rahmen der Therapie über einen bestimmten Zeitraum hinweg täglich eingenommen werden, sollte die Medikamentengabe fest in die Abläufe integriert werden. Wenn man also mit dem Kind beschließt, dass die Arznei nach dem Abendessen und vor dem Vorlesen genommen wird, sollte dies für jeden Tag gelten. So kann es sich darauf einstellen, und die Medikamentengabe stellt nicht jedes Mal erneut eine Überraschung für das Kind dar.

Schlucken trainieren

Ist das Arzneimittel nur in Form von Tabletten verfügbar, kann man das Schlucken vorher mit kleinen Lebensmitteln wie Süßigkeiten üben. Es gibt Zuckerperlen für die Kuchendekorationen in unterschiedlichen Größen. Man fängt mit dem kleinsten Lebensmittel an und steigert die Größe bis das Kind ohne Angst etwas schlucken kann, das der Größe der Tablette entspricht. So trainiert das Kind seine Schlucktechnik und bildet gleichzeitig Zuversicht und Selbstvertrauen für den Umgang mit dem Medikament aus.

Der Trick mit dem Strohhalm

Mit einem Schluck Wasser lassen sich die meisten Pillen und Tabletten gut herunterspülen. Dabei kann ein Strohhalm helfen, und zwar auf zweifache Weise. Das Saugen am Strohhalm erzeugt einen Sog im Mundraum, der hilft, das Medikament herunter zu spülen. Vorausgesetzt das Kind benutzt sonst keinen Strohhalm, ist dieser etwas Besonderes, hebt die Stimmung und verwandelt den unangenehmen Vorgang der Medikamenteneinnahme in etwas Schönes.

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