Ernährung

Lebensmittel und Wechselwirkungen. Oder: Aufgepasst bei Grapefruit!

Grapefruit hemmt ein wichtiges Enzym

Foto: Cayla1

Wechselwirkungen treten nicht nur bei der Einnahme mehrerer verschiedener Medikamente auf – auch die Einnahme von Arzneimitteln in Kombination mit alltäglichen Lebensmitteln kann bereits zu Wechselwirkungen führen und die Wirkung verstärken, abmildern oder sogar ganz aufheben. Im letzteren Fall ist es nicht selten, dass Menschen, die sich weiterhin schlecht fühlen, weil das Medikament vermeintlich nicht wirkt, erneut den Arzt aufsuchen und möglicherweise eine höhere Dosis erhalten.

Johanniskraut

„Johanniskraut und Wechselwirkungen? Pflanzen sind doch harmlos“, werden jetzt einige sagen. Aber weit gefehlt! Obwohl die Arzneipflanze rezeptfrei erhältlich ist, bringt sie es auf eine beachtliche Zahl von Wechselwirkungen. Von vielen Studenten in (oft auch nach) der Prüfungsphase als kleiner Stimmungsaufheller genutzt, mindert die Pflanze die Wirkung vieler Medikamente. Dazu zählen etwa bestimmte Blutgerinnungshemmer, Herzmedikamente und Asthmamittel. Ebenso setzt es unter Umständen auch Hormonpräparate wie die Pille außer Gefecht – und da hilft dann auch kein Johanniskraut mehr. Besonders fies: Die Wirkung macht sich nicht sofort bemerkbar, sondern oft erst nach ein paar Tagen.

Alkohol

Okay, das kommt jetzt nicht besonders überraschend: Die mit Abstand meisten unerwünschten Wechselwirkungen löst noch immer der Alkohol aus. Das ist besonders bei Schlaf- und Beruhigungsmitteln oder Psychopharmaka der Fall, da diese, genau wie Alkohol, Einfluss  auf das zentrale Nervensystem nehmen. Verstärken sich die Wirkstoffe der Medikamente und der Alkohol gegenseitig, kann es im schlimmsten Fall zum Atem- oder Herzstillstand kommen. Da sich Alkohol außerdem auf den Stoffwechsel auswirkt, werden die in den Medikamenten enthaltenen Wirkstoffe langsamer abgebaut als gewöhnlich. Dadurch halten sowohl die normalen Wirkungen als auch die Nebenwirkungen des Medikaments länger an. Im Extremfall sind Vergiftungen die Folge. Sind Antibiotika im Spiel, kann bereits die kleinste Menge Alkohol Rötungen im Gesicht, Übelkeit oder Herzrasen auslösen. Ein besonderes Augenmerk ist auf Paracetamol zu richten. Durch den Alkohol wird die leberschädigende Wirkung des Medikaments verstärkt.

Koffein

Jetzt dringt ein Stöhnen und Ächzen aus den Hamburger Büros. Aber die harte Wahrheit ist: Werden bestimmte Antibiotika wie etwa Gyrasehemmer in Kombination mit Koffein eingenommen, kann der Körper das Koffein schlechter abbauen. Dadurch kann sich eine Tasse Kaffee wie drei anfühlen. Was sich für Kaffee-Junkies zunächst echt super anhört, ist leider alles andere als berauschend: Heftiges Schwitzen, Herzrasen und Schlafstörungen sind die Folge. Als Faustregel gilt hier, dass Koffein die Wirkung aufputschender Mittel deutlich verstärkt, während es die Wirkung von beruhigenden Medikamenten abschwächt oder ganz behindert. Daher sollte man bei der Einnahme von Antibiotika nicht nur auf Kaffee, sondern auch auf andere Koffeinquellen wie Schwarz-, Grün- oder Matetee und Cola verzichten.

Milchprodukte

„Was denn? Milch etwa auch?!“, schallt es aus allen Richtungen. Ja, auch Milchprodukte können durchaus zu Wechselwirkungen führen. Grund dafür ist, dass viele Arzneimittel in Verbindung mit Calcium, das in Quark, Joghurt und Milch enthalten ist, deutlich schlechter wirken. Gerade Antibiotika sind davon betroffen, da die Wirksubstanz des Antibiotikums (z. B. Tetracycline) sich im Darm an Calcium bindet. Diese Kombination kann nicht mehr vollständig vom Körper aufgenommen werden. Große Mengen des Wirkstoffs bleiben somit im Darm und werden wieder ausgeschieden.

Grapefruit

„Jetzt zieht uns die Apothekerkammer aber auf, oder? Grapefruit ist doch gesund ohne Ende!“, röhrt es. Niemand bezweifelt, dass die Grapefruit gesund ist, aber leider spielt unser Stoffwechsel nach der Einnahme von Grapefruit oder Grapefruitsaft verrückt. Inhaltsstoffe der Frucht hemmen ein wichtiges Enzym, welches dazu beiträgt, dass die Wirkstoffe des Medikaments im Darm nicht richtig verwertet werden können. Dadurch bleiben Wirkstoffe viel zu lange im Körper, sodass gefährlich hohe Konzentrationen entstehen. Außerdem blockieren Inhaltsstoffe der Frucht Proteine, die normalerweise dabei helfen, dass Wirkstoffe in ausreichenden Mengen von unseren Körperzellen aufgenommen werden. Die Medikamente wirken damit viel schwächer als sonst. Diese Effekte bleiben auch über viele Stunden bestehen, sodass eine zeitversetzte Einnahme nicht ausreicht. Die Grapefruit sollte bei der Einnahme von Medikamenten besser gemieden werden.


Apothekerkammer Hamburg