Wenn Kinder krank sind, verschreibt der Arzt oft Säfte oder Tropfen. Das liegt unter anderem daran, dass die jungen Patienten Tabletten, Kapseln und Dragees meist nur schlecht schlucken können. Eltern müssen unbedingt darauf achten, die flüssigen Arzneimittel individuell und genau zu dosieren. Falsch dosierte Medikamente können gefährlich sein. So steigt bei Überdosierungen das Risiko für Nebenwirkungen, während Unterdosierungen beispielsweise zu einer unzureichenden Behandlung oder im Falle von Antibiotika sogar zur Entwicklung von Resistenzen führen können. Das Team in der Apotheke vor Ort berät bei allen Fragen rund um die richtige, sichere Dosierung von Arzneimitteln für Kinder und auch Erwachsene.
Dosierspritze ist besonders genau
Eine Herausforderung bei der Dosierung von Arzneisäften ist die Konsistenz. Mithilfe von Dosierspritzen können Eltern sogar dickflüssige Zubereitungen exakt abmessen. Gleichzeitig hilft die gezielte Anwendung, den oft unangenehmen Geschmack besser zu kontrollieren. Am besten wird der Saft in die Wangentasche hinter den Backenzähnen gegeben. So ist das Risiko, dass sich das Kind verschluckt, besonders gering und der Wirkstoff verteilt sich nicht im ganzen Mund. Zur Unterstützung kann das Kind anschließend etwas Wasser trinken. Nach jeder Anwendung muss die Dosierspritze gründlich gereinigt werden. Bei Babys kann die Dosierspritze in den Saugaufsatz eines Fläschchens gesteckt werden, um den natürlichen Saugreflex auszulösen. Auch Medikamentenschnuller, die mit dem Arzneimittel befüllt werden, können die Verabreichung erleichtern. Wichtig: Wird ein Teil des Medikaments wieder ausgespuckt, darf nicht erneut die volle Dosis gegeben werden.
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Dosierung mit Messbecher oder -löffel
Einige Arzneisäfte werden mit Messbechern oder Messlöffeln dosiert. Je kleiner die Grundfläche des Bechers ist, desto weniger beeinflusst die Konsistenz des Saftes die Füllmenge. Bei dickflüssigen Zubereitungen können dennoch Rückstände zurückbleiben und zur Unterdosierung führen. Ungenauer als Becher sind Messlöffel. Vor allem, wenn sich das Medikament aufgrund hoher Viskosität über den Löffelrand wölbt, kann es zu deutlichen Überdosierungen kommen. Viele Löffel sind zudem flach, damit sich der Arzneisaft einfacher einnehmen lässt. Hierdurch sinkt ebenfalls die Dosiergenauigkeit. Manchmal übersehen Eltern auch, dass der Messlöffel beim Dosieren kleiner Arzneimittelmengen schräg gehalten werden muss. Normale Tee- und Esslöffel sind generell nicht zum Abmessen geeignet.
Zubereitung von Antibiotika-Trockensäften
Ein Spezialfall sind Antibiotika-haltige Trockensäfte. Um die Säfte exakt zu dosieren, müssen sie zuvor korrekt zubereitet werden. Am besten übernimmt dies die Apotheke vor Ort. Müssen Eltern einen Antibiotika-Trockensaft zu Hause zubereiten, sollten sie wie folgt vorgehen: Die Gesamtwassermenge sollte in zwei bis drei Portionen zugegeben werden. Nach jeder Zugabe ist kräftiges Schütteln notwendig. Erst wenn sich der Schaum gelegt hat, folgt die nächste Portion Wasser, bis der vorgegebene Füllstand erreicht ist. Dieser ist durch eine Markierung kenntlich gemacht. Typische Fehler, die vermieden werden sollten, sind ein schräger Winkel beim Ablesen oder das nicht vollständige Ausgleichen der Schaummenge. Die Flasche darf nicht bis zum Rand befüllt oder nach einer Anwendung wieder mit Wasser aufgefüllt werden. Im Regelfall müssen Antibiotika-Trockensäfte im Kühlschrank gelagert werden. Vor jeder Einnahme sollte die Flasche kräftig geschüttelt werden. Aufgrund von Unterschieden bei Schaumbildung und Sedimentationsverhalten gilt als Faustregel, dass der Saft innerhalb von drei Minuten nach dem Schütteln einzunehmen ist. Antibiotika-Trockensäfte sind nur begrenzt haltbar. Daher sollten Eltern das Zubereitungsdatum auf das Etikett schreiben.
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Tropfen: eine Frage der Technik
Eine weitere, sehr genaue Darreichungsform sind medizinische Tropfen. Die Voraussetzung ist, dass das Fläschchen richtig gehalten und somit der jeweilige Tropfer korrekt eingesetzt wird. Bei falscher Handhabung kann sich das Volumen der abgezählten Tropfen deutlich von der Sollgröße unterscheiden. Besonders verbreitet sind sogenannte Zentraltropfer. Diese sind daran erkennbar, dass sie im Inneren zwei kleine Röhrchen haben – eines für die Tropfen und eines zum Lufteintritt. Sie müssen beim Dosieren senkrecht nach unten gehalten werden. Randtropfer hingegen haben nur ein Loch in der Mitte und müssen in einem Winkel von 45° gehalten werden. Das Medikament tropft über den Rand ab – daher der Name. In beiden Fällen sollten Eltern das Fläschchen weder schütteln noch schleudern, um die Dosierung zu beschleunigen. Das würde das Tropfenvolumen verändern.
Kinder sind keine „kleinen Erwachsenen“
Selbst wenn ein Medikament grundsätzlich für verschiedene Altersgruppen geeignet ist, lässt sich die für Kinder richtige Arzneimittelmenge nicht einfach aus der Erwachsenendosis ableiten oder anhand des Körpergewichts „herunterrechnen“. Andernfalls können unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Der kindliche Organismus unterscheidet sich in vielen Punkten, vom Stoffwechsel und Wasserhaushalt bis hin zur Entwicklung der Organe. Doch auch zwischen Neugeborenen, Säuglingen sowie Klein- und Schulkindern gibt es wichtige physiologische Unterschiede. Die richtige Wirkstoffdosis ergibt sich aus dem Alter und dem Entwicklungsgrad, wobei oft auch das Körpergewicht und die Körperoberfläche berücksichtigt werden. Eine individuelle ärztliche Einschätzung und Beratung in der Apotheke vor Ort sind daher unverzichtbar.