Ernährung

Gichtanfall durch Weihnachtsschlemmerei?

Gichtanfall durch Weihnachtsschlemmerei?

Foto: toa-heftiba-WsDF95mSUsI-unsplash

Wer kulinarische Freuden liebt, kommt in der Weihnachtszeit besonders auf seine Kosten. Der Genuss beginnt mit dem traditionellen Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt und setzt sich fort mit einer knusprigen gefüllten Ente oder einem Gänsebraten im Kreis der Familie. Ein guter Rotwein passt hervorragend zum Essen, und zum Nachtisch gibt es leckere Bratäpfel. Für manch einen endet die Schlemmerei leider mit starken Schmerzen in einzelnen Gelenken, häufig im großen Zeh.

Der große Zeh glänzt wie die Weihnachtsdeko

Nicht nur intensive Schmerzen, auch Rötung, Erhitzung und Anschwellen des betroffenen Gelenks sind typische Symptome für einen Gichtanfall. Die Haut über dem Gelenk kann durch die Schwellung so stark gespannt werden, dass sie ganz glatt wird und das Gelenk dadurch glänzt. Dabei sind die Gelenke an den äußersten Extremitäten, den Zehen am häufigsten betroffen.

Warum löst Schlemmerei einen Gichtanfall aus?

Die an Weihnachten beliebten Genüsse sind zum Teil reich an Purinen oder Fructose. Purine sind in Fleisch, Innereien und Meeresfrüchten enthalten. Fructose ist Fruchtzucker, der nicht nur im Obst vorkommt, sondern auch in gesüßten Getränken wie Limonaden. Beide Stoffe werden zu Harnsäure abgebaut, die der Körper durch die Nieren ausscheidet. Alkohol jedoch hemmt den Abbau der Harnsäure.

Ist der Harnsäurespiegel im Blut zu hoch, bilden sich Kristalle, die in den Gelenken abgelagert werden und dort zu Entzündungen führen. Zu viel Fleisch und Alkohol können also eine Gichtattacke auslösen.

Auch Sodbrennen kann durch Schlemmerei ausgelöst werden.

Die Krankheit der Könige

Gicht hat komplexe Ursachen, dazu gehören Übergewicht und eine fleischreiche Ernährung. Beides erfordert einen gewissen Wohlstand, weshalb man früher von der Krankheit der Könige sprach.

Menschen mit Übergewicht neigen zu verstärkter Bildung von Harnsäure und verringerter Ausscheidung dieser über die Nieren. Wie gut oder schlecht Harnsäure ausgeschieden wird, hängt aber auch von der erblichen Veranlagung und dem Alter ab. Im Alter lässt die Leistungsfähigkeit der Nieren nach.

Der Lebensstil als Auslöser von Gichtanfällen

Wenn Übergewicht oder Veranlagung vorhanden sind, können Gichtanfälle durch Ernährung und auch durch Bewegungsmangel ausgelöst werden. An den Feiertagen lassen wir es ruhig angehen, aber ein Mangel an Bewegung führt zum „Einschmelzen“ der Muskelsubstanz. Dies in Kombination mit einer Ernährung reich an Purinen und Fructose führt zu einem Anstieg des Harnsäurespiegels im Blut, sodass häufig gerade zu Weihnachten ein Gichtanfall getriggert wird.

Was sind eigentlich Purine?

Purine sind organische Verbindungen, die auch in menschlichen Zellen zu finden sind. Besonders konzentriert kommen sie in tierischen Innereien vor. Wenn gesunde Menschen gelegentlich Purine aus Fleisch oder Meeresfrüchten mit der Nahrung zu sich nehmen, werden diese zu Harnsäure verstoffwechselt und mit dem Urin ausgeschieden. In Maßen sind Purine also nicht schädlich.

Was hilft bei einem Gichtanfall?

Bei einem akuten Gichtanfall helfen Kühlung und Ruhigstellung des Gelenks sowie schmerzstillende, entzündungshemmende Medikamente. Empfohlene Wirkstoffe sind Ibuprofen und Diclofenac. Sie sind rezeptfrei in der Apotheke vor Ort erhältlich und ein kleiner Vorrat gehört in die Hausapotheke. Wenn sich die Gicht bemerkbar macht, muss Alkohol sofort gestrichen werden, und Gemüse soll eine größere Rolle auf dem Speiseplan erhalten.

Nach den Feiertagen

Bei einem Gichtanfall sollte ein Arzt oder eine Ärztin den Harnsäurespiegel überprüfen und gegebenenfalls eine Therapie in die Wege leiten. Auch wenn die Gicht durch die rezeptfreien Medikamente und die sofortige Ernährungsumstellung bereits abgeklungen ist, sollte nach den Feiertagen ein Arzttermin vereinbart werden. Um dauerhafte Schäden zu verhindern, ist es notwendig zu klären, ob eine harnsäuresenkende Therapie erforderlich ist. Wer dauerhaft unter Gicht leidet, ist gefährdet, an Nierenschäden, Herzinfarkt, Schlaganfall und anderen Durchblutungsstörungen zu erkranken. Ein Mediziner kann Allopurinol oder in besonderen Fällen Colchicin, nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) oder Kortison verschreiben, falls eine Änderung der Lebensweise den Harnsäurespiegel nicht ausreichend senken kann.

Apfel, Nuss und Mandelkern haben alle Kinder gern

Wie wir den Kindern übermäßiges Naschen verbieten, können wir uns selbst auch zügeln. Nicht der Genuss der Leckereien an sich ist verboten, sondern die großen Mengen. So schützen wir uns vor schmerzhaften Gichtattacken und anderen Folgen wie Gewichtszunahme oder einem Kater. Gegen eine Portion Weihnachtsgans spricht nichts, wenn man Fleisch an den Festtagen wie sonst auch in moderaten Mengen zu sich nimmt und wenig Alkohol trinkt. Es muss nicht immer Glühwein sein, auch ein wärmender Gewürztee lässt Weihnachtsstimmung aufkommen. Täglich Obst zu essen ist gesund, aber wegen der Fructose reichen zwei Stücke Obst pro Tag, beispielsweise ein Apfel und eine Clementine. Man muss sich also keine Genüsse entgehen lassen, nur die Menge sollte man im Auge behalten, um die Festtage ohne Reue genießen zu können.