Medikamente

Keine Angst vor Psychopharmaka

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Psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Burnout werden in unserer Gesellschaft immer häufiger diagnostiziert und behandelt. Dennoch haben viele, insbesondere ältere Betroffene Angst vor Stigmatisierung, wenn sie ihre Diagnose erhalten. Sie befürchten, dass sie für unzurechnungsfähig und verrückt gehalten werden könnten. Bei jüngeren Betroffenen dominiert die Angst vor Ausgrenzung in der Schule oder am Arbeitsplatz. Dabei hilft es zu wissen, dass alle Informationen sowohl beim Arzt als auch in der Apotheke vertraulich behandelt werden.

Unterstützung der Therapie durch Psychopharmaka

Je nach Erkrankung und Ausprägung werden begleitend zu einer Gesprächstherapie Tabletten verschrieben, sogenannte Psychopharmaka. Gegen diese Medikamentengruppe bestehen Vorurteile, die aber häufig unbegründet sind. Manche Patientinnen und Patienten befürchten, dass Psychopharmaka starke Nebenwirkungen wie Müdigkeit oder eine Gewichtszunahme haben könnten. Einige haben Angst, ihre Fahrtüchtigkeit zu verlieren oder ein ganz anderer Mensch zu werden. Patienten sollen Vorbehalte gegen die medikamentöse Therapie mit Antidepressiva oder anderen Psychopharmaka offen ansprechen. Häufig sind die Sorgen und Ängste unbegründet, denn bei der Entwicklung von Psychopharmaka wurden in den letzten Jahren sehr große Fortschritte erzielt.

Lebensmittel und Wechselwirkungen mit Medikamenten

Warum Medikamente bei psychischen Erkrankungen?

In vielen Fällen beruhen psychische Erkrankungen auf Störungen sogenannter Transmittersubstanzen. Dies sind Botenstoffe, die im Gehirn die Signalübertragung zwischen einzelnen Strukturen und Zellen bewerkstelligen. Ist ihre Konzentration zu hoch oder zu niedrig oder ist generell das Gleichgewicht gestört, wird der Mensch psychisch krank. In diesen Fällen ist eine medikamentöse Behandlung erfolgversprechend, da genau wie zum Beispiel bei einer Allergie oder Entzündung im Körper, die Medikamente heute ganz gezielt dort angreifen, wo die Wirkung erwünscht ist. Die Befürchtung, durch die Therapie ein anderer Mensch zu werden, ist unbegründet, denn durch das Wiederherstellen des Gleichgewichtes werden Patienten wieder zu dem Menschen der sie vorher waren, was die meisten mit Erleichterung erfüllt.

Psychopharmaka nicht einfach absetzen

Bei einigen Medikamenten dauert es einige Wochen, bis ein ausreichender Wirkstoffspiegel im Körper erreicht ist. Bevor die erwünschte Wirkung eintritt, kann es bereits zu Nebenwirkungen wie Müdigkeit kommen. Dabei ist es wichtig, das Arzneimittel nicht eigenmächtig abzusetzen, sondern alle Veränderungen mit dem Arzt oder Apotheker zu besprechen. Auch wer glaubt, er brauche sein Medikament nicht mehr, sollte dies zuerst mit den Experten besprechen und nicht auf eigene Faust handeln. Einige Psychopharmaka müssen ausgeschlichen werden, hierbei wird die Dosierung schrittweise reduziert.

Beruhigungs- und Schlafmittel

Zu den Psychopharmaka zählen auch die so genannten Benzodiazepine (Beruhigungs- und Schlafmittel), die besonders häufig verschrieben werden. Wirkstoffe sind zum Beispiel Diazepam oder Lorazepam. Vielen Patienten ist allerdings nicht bewusst, dass diese Arzneimittelgruppe nur zur kurzfristigen Anwendung geeignet ist, da sonst ein Gewöhnungseffekt eintritt. Daher ist es wichtig, diese Arzneimittel nur genau nach der Einnahmevorschrift des Arztes einzunehmen und nicht ohne Rücksprache die Dosierung zu erhöhen. Auch haben diese Arzneimittel Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, hierzu berät die Apotheke vor Ort.

Bedenken offen ansprechen

Wer sich Sorgen hinsichtlich der Fahrtüchtigkeit macht, sollte dies offen ansprechen. Viele Psychopharmaka beeinträchtigen die Fahrtüchtigkeit nicht. Wenn direkt nach der Einnahme eines Medikamentes Müdigkeit auftritt, kann es Sinn machen, den Einnahmezeitpunkt auf den Abend zu verschieben. Eine bestehende oder während der Therapie eingetretene Schwangerschaft sollte ebenfalls besprochen werden.

Auch Johanniskraut ist ein Psychopharmakon

Gelbe Blüten des Johanniskrauts

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Johanniskraut ist ein freiverkäufliches Mittel, das stimmungsaufhellend und in hoher Dosierung nach längerer Einnahmezeit antidepressiv wirkt. Viele würden es fälschlicherweise nicht als Psychopharmakon und als unproblematisch einzunehmen einstufen, da es rezeptfrei erhältlich ist. Aber auch Johanniskraut zeigt viele Wechselwirkungen, die ärztlich verordnete Therapien stören können. So kann es zum Beispiel die Wirkung von hormonellen Verhütungsmitteln beeinträchtigen. Vor einer Einnahme sollte man sich immer in der Apotheke oder Arztpraxis informieren, ob das gewünschte Arzneimittel wirklich zur Anwendung kommen sollte.

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