Mok di plietsch

Arzneien gehören nicht ins Klo – und warum das der Umwelt schadet

Arzneimittel werden im Siedlungsabfall entsorgt

Paweł Czerwiński/unsplash

Wenn ihr Medikamente kauft macht ihr euch wahrscheinlich selten Gedanken darüber, wie die übrig gebliebenen Säfte und Pillen später entsorgt werden. Besonders wenn es um die Entsorgung geht, handeln viele Menschen frei nach der Maxime: Aus den Augen aus dem Sinn – weg damit in den Abfluss oder die Toilette. Gelangen die Reste in den Wasserkreislauf, schaden sie am Ende Natur und Tierwelt. Um die Gewässer und damit auch die Gesundheit von Mensch und Tier zu schützen, ist die richtige Entsorgung von Medikamenten immens wichtig. Unter keinen Umständen dürfen sie einfach über die Toilette oder die Spüle entsorgt werden. Dies gilt sowohl für Tabletten und Pulver, als auch für auch für flüssige Arzneimittel wie Tropfen oder Säfte.

Nicht in der Spüle entsorgen

Wenn ihr Medikamente oder deren Reste einfach in der Spüle auswascht oder gleich ganz in das Waschbecken oder die Toilette kippt, gelangen deren Wirkstoffe zunächst ins Abwasser. Und wenn sie erst einmal drin sind ist es leider so gut wie unmöglich, die Substanzen komplett wieder herauszufiltern. So kann auch das eigentlich gereinigte Wasser noch Spuren von Arzneien enthalten. Wissenschaftler haben in deutschen Oberflächengewässern schon etwa 150 verschiedene Wirkstoffe nachgewiesen. Im Grundwasser stellten sie immerhin noch Spuren von rund 40 Wirkstoffen fest.

In beiden Fällen handelt es sich um niedrige Konzentrationen. Auf Menschen haben diese zumindest bislang keinen negativen Einfluss. Ob sich langfristig Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen, sogenannte Cocktaileffekte, einstellen und wie diese sich auf uns auswirken, ist aber noch nicht ausreichend erforscht. Welche Folgen diese Reststoffe auf das Ökosystem und die Tierwelt haben, lässt sich bereits in unseren Gewässern beobachten. Bei Fischen, die unterhalb von Kläranlagenabläufen leben und dadurch in Kontakt mit hormonell wirksamen Arzneimitteln kommen, stellten Forscher zum Beispiel eine Verweiblichung von männlichen Fischen fest. An Orten, in denen das Schmerzmittel Diclofenac in den Wasserkreislauf gelangen konnte, löste es Nierenschäden bei Forellen aus.

Sichere Entsorgung im Hausmüll

Jeder Vierte Bürger ist nur unzureichend über die richtige Entsorgung von Arzneimitteln informiert. Mehr als 40 Prozent gaben in einer Umfrage an, schon einmal Medikamenten über die Toilette oder die Spüle entsorgt zu haben. Dass es in Deutschland keine einheitliche Regelung zur Entsorgung von Medikamenten und Arzneimitteln gibt, trägt seinen Teil dazu bei. Während die Medikamente in manchen Gemeinden über den normalen Hausmüll entsorgt werden dürfen, sind Bürger anderenorts auf spezielle Deponien oder Schadstoffmobile angewiesen. Wir Hamburger dürfen unsere Arzneien in den meisten Fällen in der Restmülltonne entsorgen, da Altarzneimittel zum Siedlungsabfall zählen. Obwohl es im ersten Moment etwas seltsam klingt, ist diese Art der Entsorgung umweltbewusst und sicher. Würden alle Menschen ihre Arzneimittel vollständig und richtig auf diese Weise entsorgen, fiele die Belastung des Wasserkreislaufs deutlich geringer aus.

Müllverbrennung zerstört die Wirkstoffe

Denn im Gegensatz zu früher wandert unser Müll heute nach der Abholung nicht mehr direkt auf eine Mülldeponie. In der Vergangenheit gelangten Substanzen aufgrund der unbehandelten Lagerung auf der Deponie im Laufe der Zeit in das Grundwasser. Heute wird der Müll, sofern man ihn nicht recycelt, entweder verbrannt oder mechanisch-biologisch vorbehandelt. Diese Maßnahmen zerstören die Arzneiwirkstoffe entweder komplett oder inaktivieren sie. Die noch vorhandenen Reste sind unbedenklich und stellen bei der Deponierung keine Gefahr für das Grundwasser dar.

Im Zweifel den Apotheker fragen

Natürlich gibt es auch Ausnahmen. Nicht alle Arzneimittel dürfen bedenkenlos im Hausmüll entsorgt werden. Spezielle Medikamente, zum Beispiel zur Behandlung von Krebs (Zytostatika), dürfen nicht in die Restmülltonne wandern. Sie müssen an Sammelstellen abgegeben werden. Im Zweifel hält man am besten Rücksprache mit dem Apotheker. Auch manche Apotheken bieten die Rücknahme von Altarzneimitteln an. Verpflichtet sind sie dazu aber nicht. Neben der Hausmüllentsorgung stellen viele Kommunen eigene Möglichkeiten für eine Entsorgung bereit, beispielsweise sogenannte Medi-Tonnen, Sammelstellen oder Schadstoffmobile. Auskünfte hierzu  erteilt jede Gemeinde.

Alle können helfen

Wer sich an die einfachen Grundsätze zur Entsorgung von Medikamenten hält, handelt umweltbewusst und im Sinne der eigenen Gesundheit sowie des Tierwohls. Über die richtige Entsorgung können wir selbst einen einfachen und zugleich wichtigen Beitrag dazu leisten, eine Kontaminierung des Wasserkreislaufs zu verhindern und die Umwelt zu schützen.

Kampagne zur richtigen Entsorgung

Zusammen mit der Apothekerkammer informieren Hamburg Wasser und die Umweltbehörde mit einer Kampagne zum Thema Arzneimittelentsorgung. Dreh- und Angelpunkt der Aufklärung sind die Apotheken der Stadt. Weitere Informationen zu dem Thema gibt es bei Hamburg Wasser.

 


Apothekerkammer Hamburg